19.11.2025
Wertschöpfung systemisch verknüpfen
Wie Systemwirkung über die Dimensionen entsteht
Wertschöpfung entsteht nicht in Silos. Sie entfaltet sich nicht dort, wo das Produkt „gut“ ist, der Prozess „effizient“ oder die Zusammenarbeit „harmonisch“ – sondern dort, wo diese drei Dimensionen systemisch miteinander und mit den anderen Achsen des 3×3×3-Würfels verbunden sind. Erst wenn klar ist, was entsteht (Produkt), wie es entsteht (Prozess) und mit wem es entsteht (Zusammenarbeit) – und diese Antworten zugleich in den Steuerungsphasen (Strategie – Planung – Umsetzung) und auf den Gestaltungsebenen (Sache – Organisation – Person) verankert sind – wird unternehmerisches Handeln wirksam.
In den bisherigen Artikeln dieser Serie haben wir die drei Wertschöpfungsdimensionen im Detail betrachtet. Jede für sich ist wesentlich – und doch bleibt sie ohne die Verbindung zu den anderen Dimensionen und Achsen unvollständig. Die eigentliche Führungsaufgabe besteht darin, diese Verbindung bewusst zu gestalten: zwischen Systemlogik, Struktur und Sozialem, zwischen zeitlicher Steuerung, inhaltlicher Ausprägung und menschlicher Verantwortung.
Drei Perspektiven – ein System

Im 3x3x3-System-Würfel der Wertschöpfung bilden Produkt, Prozess und Zusammenarbeit die grundlegenden Gegenstände unternehmerischer Gestaltung. Sie lassen sich als Antworten auf drei einfache Fragen beschreiben:
- Produkt: Was bieten wir an – und welchen Nutzen erzeugen wir?
- Prozess: Wie entsteht unsere Leistung – mit welchen Strukturen, Abläufen, Systemen?
- Zusammenarbeit: Wer bringt sie hervor – und wie handeln wir zusammen?
Diese Fragen klingen einfach – doch ihre Beantwortung muss stets in allen drei Achsen des Würfels verortet werden. Beispiel: Ein Produktdesign (Produktdimension) ist in der Strategiephase eine andere Aufgabe als in der Umsetzung, und auf der Organisationsebene entstehen andere Anforderungen als auf der Sachebene.
Was passiert ohne Verknüpfung?
Fehlende Integration zeigt sich in allen Achsen:
- Produkte, die technisch ausgereift sind, aber organisatorisch nicht tragfähig oder strategisch nicht eingebettet.
- Prozesse, die effizient geplant sind, aber nicht in der Zusammenarbeit verankert oder auf der Personenebene verstanden.
- Teams, die engagiert arbeiten, aber keine Klarheit über Ziele, Abhängigkeiten oder Systemgrenzen haben.
In diesen Fällen fehlt nicht das Know-how – sondern die systemische Verbindung. Wertschöpfung bleibt fragmentiert, weil die Achsen isoliert bleiben.
Verknüpfung als Führungsaufgabe
Systemische Führung erkennt: Die drei Wertschöpfungsdimensionen sind keine Fachdisziplinen, sondern Perspektiven auf denselben Gestaltungsraum. Ihre Integration erfordert Schnittstellenkompetenz (Menschen, die in mehreren Logiken denken), Verantwortung fürs Ganze (nicht nur für den eigenen Bereich) und Reflexionsräume (Formate, in denen Spannungen zwischen Dimensionen, Ebenen und Phasen bearbeitet werden können).
Beispiel: Einführung eines digitalen Services
Ein Unternehmen will ein digitales Angebot zur vorausschauenden Wartung etablieren. Im Würfel betrachtet zeigt sich:
- Produkt: modular, sicher, skalierbar, datenschutzkonform (Sachebene, Strategiephase, Produktdimension)
- Prozess: Rollout über Vertrieb, IT, Service und Produktion mit klarer Governance (Organisationsebene, Planungsphase, Prozessdimension)
- Zusammenarbeit: cross-funktionale Teams, gemeinsame Zielgruppenarbeit, Feedbackschleifen (Personenebene, Umsetzungsphase, Zusammenarbeitsdimension)
Das Projekt gelingt, weil alle Achsen gleichzeitig gestaltet werden – nicht als Parallelaktivitäten, sondern als ineinandergreifender Systementwurf.
Integration braucht Balance – nicht Gleichmacherei
Systemische Verknüpfung heißt nicht, alles gleichzeitig zu tun. Es heißt, die unterschiedlichen Logiken zu erkennen und gezielt miteinander zu verbinden:
- Produktorientierung fordert oft maximale Funktionalität – Prozesslogik eher Standardisierung.
- Prozessgestaltung verlangt Stabilität – Zusammenarbeit Offenheit und Reaktionsfähigkeit.
- Zusammenarbeit setzt Gleichrangigkeit voraus – Produktentscheidungen brauchen klare Priorisierung.
Diese Spannungen sind normal und produktiv – wenn sie bewusst gestaltet werden.
Strukturelle Hebel für Verknüpfung
Integrierte Wertschöpfung lässt sich gestalten über:
- Cross-funktionale Teams mit Ergebnisverantwortung über Dimensionen hinweg
- Schnittstellenformate, die technische, organisatorische und soziale Perspektiven verbinden
- Systemverantwortliche, die den Blick auf alle drei Achsen wahren
- Transparente Roadmaps, die Produkt-, Prozess- und Zusammenarbeitsschritte sichtbar machen
Fazit: Wertschöpfung im 3x3x3-System-Würfel denken
Wert entsteht, wenn Produkt, Prozess und Zusammenarbeit zugleich mit den Steuerungsphasen und Gestaltungsebenen verknüpft werden. Das erfordert Mut, Dialogbereitschaft und ein Führungsverständnis, das nicht auf Kontrolle, sondern auf Verknüpfung setzt.
Damit ist auch die dritte Achse des 3×3×3-System-Würfels beleuchtet.
Abschluss der drei Staffeln
Mit den Steuerungsphasen, den Gestaltungsebenen und den Wertschöpfungsdimensionen haben wir alle drei Achsen des 3×3×3-System-Würfels der Wertschöpfung erschlossen. Jede Achse eröffnet eine eigene Perspektive – zeitlich, strukturell, inhaltlich – und erst ihr bewusstes Zusammenspiel macht systemische Wirkung möglich. Der Würfel wird so zum Orientierungsrahmen für Führung, Entwicklung und Umsetzung: ein Instrument, um Komplexität zu ordnen, Potenziale zu erkennen und Vorhaben ganzheitlich zu gestalten.
Wer in allen drei Achsen denkt und handelt, kann Wertschöpfung nicht nur steuern, sondern zukunftsfähig gestalten – vernetzt, wirksam, nachhaltig.